Auszüge aus der ehemaligen Festchronik zum 50-jährigen Bestehen des Musikvereins Freudenstein bzw. dem 75-jährigen Bestehen der Kapelle

Der Verein hat Krisenzeiten überstanden, wie der Rückblick von 1950 zeigt.
Darüber, wie er die „Wohlstandszeiten“ gemeistert hat, ist des weiteren zu
berichten.
In der Generalversammlung nach der 25-Jahr-Feier (1951) beschlossen die
Aktiven, von Ehrgeiz getrieben, an den Wertungsspielen am 13. Juli 1951 in
Stein teilzunehmen. Mit dem Ergebnis konnte man zufrieden sein: Note „gut“ in der Unterstufe. Dirigent war Karl Müller.
Dann erkrankte der Vorstand, Dirigent und Erster Trompeter Karl Müller. Die Bestellung des Dirigenten Brüggemann erfolgte zu seiner Entlastung und um wieder normale Verhältnisse zu schaffen. Der finanzielle Notstand des Vereins war zu diesem Zeitpunkt offenbar auch überwunden.

Neue Besen kehren gut! Der neue Dirigent vermochte rasch den Ehrgeiz der sich ihm Anvertrauenden zu wecken: Man bereitete sich wieder auf Wertungsspiele vor. Diese wurden am 19. Juli 1953 in Niefern ausgetragen. Ergebnis: Mittelstufe Note „gut“.
In den Schoß gefallen sind diese Erfolge den Aktiven nicht. Immer neue, große Opfer waren nötig an Zeit, Idealismus, Geld, Geduld, Ehrgeiz. 1952 z.B. wurden 54 Proben abgehalten, 19 mal spielte man öffentlich. Daraus errechnete sich für den Bläser 1,2 Termine in der Woche, Versammlungen und Sitzungen nicht berücksichtigt (1974: 45 Proben, 24 öffentliche Auftritte).

Im Jahr 1954 wollten die Aktiven von Wenungsspielen vorläufig nichts mehr
wissen. Sie beschlossen auch, die Proben nur 14-tägig abzuhalten.
Spannungen durch Überforderung, Mißverständnisse, gegenseitige Kritik ließen sich trotz allen diplomatischen Geschicks der Vorstandschaft nicht immer vermeiden. So sind laufend Austritte neben neuen Mitgliedschaften protokolliert.
So wird es auch niemanden verwundern, wenn nach 10 und mehr Jahren das gute Verhältnis zum Dirigenten verschlissen ist. 1962 kam es zum Dirigentenwechsel, weil es, laut Protokoll, mit der Beteiligung an den Proben nicht mehr klappte.

Was hält denn den Verein immer wieder zusammen?

Das Wachstum vollzog sich trotzdem in jährlichen Raten von durchschnittlich zwei Mitgliedern auf heute 114 Mitglieder.
Unwillkürlich fragt man sich beim Lesen des Protokolls: Was hält denn den Verein immer wieder zusammen? Die Antwort muß wohl lauten:
Der Selbstzweck, den das Musizieren in sich trägt; die Geselligkeit, die man dabei – wie sonst nicht – genießen kann; die Entspannung, die dieses Hobby aller Hobbys seinen Huldigern beschert – abzulesen an den zahlreichen vereinsinternen Familienfesten, Ausflügen, Wanderungen, musikalischen Umrahmungen der Versammlungen, Ständchen für Mitglieder etc. Das erklärt die Treue alter Mitglieder, die Begeisterung junger, neu eintretender Musiker und die erklärte Zugehörigkeit der sogenannten Passiven.

Zwischendurch auf der Talsohle (1954 keine Neueintritte) fragt man sich, was zu tun ist. Der Vorstand schlug vor, Schüler zu werben. Dann waren Uniformen im Gespräch. Aber die Verwirklichung dieser Ziele ließ auf sich warten. Erst 1959 wurden vom Erlös des Werbefestes Musikeranzüge gekauft. Kurzfristig etablierte sich 1960 eine kleine Jugendkapelle. Beim Werbemusikfest 1963 „hat der Vorstand die Neubürger beim Fest angesprochen, sich am Vereinsleben zu beteiligen“. Was sie heute weidlich tun! Bei diesem Musikfest 1963 trat Herr Tomschitschek als neuer Dirigent auf. Eine der ersten Musikproben unter Leitung Herrn Tomschitscheks wurde im Protokoll besonders erwähnt:

Die musikalische Stimmung während der Probe war fürchterlich. Der Fehler lag bei den Es-Hörnern. Zuerst kam niemand dahinter, wo der Fehler lag, weil ja richtig gegriffen wurde und trotzdem, die Stimmung war furchtbar. Dirigent Tomschitschek sowie Vorstand Karl Müller bliesen das Horn und stellten fest, der Fehler lag am Horn, aber wo? Fast am Ende der Probe stellte sich heraus, daß am 1. Horn die Züge verwechselt waren, hinterher mußten wir alle lachen.

– Zitat aus der Probe vom 24. Oktober 1963

Unter der Leitung Dirigent Tomschitscheks hielt die Leistungsverbesserung, die sich in den Wertungsnoten widerspiegelt, an: Beim Wertungsspielen in Enzweihingen 1967 erreichte der Verein in der Mittelstufe einen 1. Platz mit der Note „sehr gut“.
Herr Tomschitschek war es auch, der die Musikpflege erweiterte, indem er mit sechs Mann aus der Musik zusätzlich eine Streicher-Gruppe gründete -und zu beachtlichen Erfolgen führte.
1965, im Jahr des 40-jährigen bzw. 65-jährigen Jubiläums, wurde die Zahl von 100 Mitgliedern überschritten.
1967 verzichtete der unermüdliche erste Vorstand Karl Müller nach über 40-jähriger Vorstandschaft altershalber auf die Wiederwahl. In der Versammlung, die Karl Deckenbach als Nachfolger wählte, wurde er zum Ehrenvorstand ernannt.

Zu Wertungsspielen kann man nur mit guten Instrumenten auftreten. Reparaturen und Neuanschaffungen verschlangen 1967 1800 DM.
Das alte Stangenzelt machte jedes Jahr viel Arbeit. Der Bürgermeister empfiehlt den drei Vereinen der Gemeinde, gemeinsam eine gute Zeltkonstruktion ausführen zu lassen. 1968. Leider gibt dieses des öfteren Anlaß zu Unstimmigkeiten unter den Vereinen.

Dann steht wieder die Nachwuchsfrage im Vordergrund, als ein Beitrag für die Errichtung einer Bundesmusikschule in Kürnbach zu leisten wäre, aber:

„In unsem Verein haben wir keinen Jungmusiker, den wir hinschicken könnten … „

im Jahre 1968 aufgrund der Errichtung der Bundesmusikschule Kürnbach

Das große Wunder vollzog sich im Januar 1968 bei der Generalversammlung,
in deren Verlauf eine neue Jugendkapelle gegründet werden konnte. Die Vorstandschaft vermehrte sich entsprechend um einen Jugendleiter (Ewald Freisinger).
Mit der raschen Integration der Jugendkapelle in den Verein war dem neuen
Vorstand Herbert Müller eine gewaltige Aufgabe gestellt. 26 Jungen und Mädchen brauchten Instrumente, Noten und Übungsleiter. Kosten 7000 DM. Ein Finanzierungsplan über mehrere Jahre wurde beschlossen. Die Gemeinde gab Kredit und die gesamte Vorstandschaft bürgte dafür. Aber der Einsatz lohnte sich! Das ist vielen Berichten zu entnehmen.

Der Höhepunkt der musikalischen Darbietungen war wieder das Mitwirken der Jugendkapelle“.

– Zitat aus dem Schriftführerbuch (S. 182)

Heute nach sechs Jahren ist es um die Jugendkapelle bereits etwas ruhiger geworden, da die älteren die Seniorenkapelle verstärken. Die Reihen der „hauptamtlichen“ Musiker füllen derzeit Alte, „Mittelalte“ und Junge, insgesamt 35 Musikerinnen und Musiker. Aus dem Vereinsleben ist die Jugendkapelle nicht mehr wegzudenken. „Jugend ist Zukunft“ hieß ein Marsch in dieser Zeit und die Jugendlichen füllten die Reihen des Seniorenorchesters. Das Orchester nahm Form an. Doch dann?

Eine Eintragung aus dem Protokollbuch von 1974 vom 26.4. berichtete über schlechten Probenbesuch der Jugendlichen. Es soll festgestellt werden, was die Gründe sind: die Musikstücke, der Dirigent oder nur die Lustlosigkeit der Jungmusiker. 1974 bei einer Sitzung des Ausschusses kommen die Fakten ans Tageslicht. Es sind die Musikstücke und die nicht immer passende Reaktion des Dirigenten auf Fehler der Jungmusiker. Im Ausschuss wird nach Lösungen gesucht. Es erfolgt eine Aussprache mit Dirigent Tomschitschek. Man wird sich nicht einig. Einige Tage später legt er sein Dirigentenamt nieder. Der MV Freudenstein war ohne Dirigenten. Der Ehrenvorsitzende Karl Müller übernahm bis auf weiteres diese Position, um die eingegangenen Verpflichtungen einzuhalten.

Vorstand Herbert Müller und Heini Krauß sprachen Bruno Gießer an. Dieser leitete die Kapelle in Dürrn. Bruno Gießer sagte zu, dies jedoch nur probehalber. Am 9.7.1974 war die erste Musikprobe mit Bruno Gießer. Aus musikalischer Sicht war dies für den Musikverein ein Wendepunkt für die weitere Zukunft und Fortentwicklung des Orchesters sowie der Jugendarbeit.

Optisch hat sich der Verein ein zweites Mal gemausert: neuerdings trägt er einen kaum uniform wirkenden saloppen Anzug mit dem Ortswappen an der Brusttasche (1959 blaue Uniform).
Außerdem beglückwünscht sich der Musikverein gemeinsam mit den anderen Vereinen und der ganzen Gemeinde zur Lösung der Vereinsraum- und Veranstaltungsfrage.
Dem Altbürgermeister und Ehrenbürger, Herrn A. Münzinger, Mitglied und langjähriger Förderer des Vereins und dem Gemeinderat ist für dieses Erbe ausdrücklich Dank zu sagen: Die Fest-, Turn- und Versammlungshalle (Einweihung 1973) bildet den kulturellen Mittelpunkt der Gemeinde. Wieviel Zelt- und Festplatzverhandlungen und Aufwand entfallen damit künftig! Missen möchte die vorherige Zeit allerdings wohl auch keiner!

Übrigens verdeutlicht die Wahl des für Weihnachtsfeiern geeigneten Saales das „physische“ Wachstum des Vereins: Etwas wehmütig gedenkt man der Atmosphäre des kleinen Saals im Vereinslokal „zur Linde“, dann der gelungenen Feiern im ansehnlichen „Rößle“-Saal, schließlich der glanzvollen Veranstaltungen (viermal) in der Gemeindehalle Diefenbach. Die Mehrzweckhalle ist dem heutigen Stand des Vereins so richtig angemessen.
So änderte sich das äußere Bild, etwa wie sich das Bild der ganzen Gemeinde
gewandelt hat: Hohenklingen und Freudenstein näherten sich einander an – nicht nur baulich. Der Zuzug vieler Neubürger zeigt – und wird es in Zukunft noch mehr tun – seine Wirkung. Für die Gegenwart und Zukunft ist aber gewiß: Äußerlich kann sich der Verein in Anpassung an die Zeit wandeln; innerlich bleibt er den alten Zielsetzungen treu.

Im Jahr 1975 feierte der Musikverein sein 50-jähriges Jubiläum mit einem großen Fest vom 31.5 – 2.6. Zu dieser Zeit gehörte zu einem Fest dieser Art das Totengedenken, das Festbankett. Den Festabend moderierte Wolfgang Jaworofski. Es waren viele Festredner da. Bei dieser Gelegenheit wurde der Ehrenvorsitzende Karl Müller vom Bezirksvorsitzenden Schollenberger mit der Förderer-Medaille in Gold ausgezeichnet für seine Verdienste zum Wohle der Volksmusik.

Altbürgermeister Münzinger wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Die Gastkapellen aus Knittlingen und Maulbronn sorgten danach für die musikalische Unterhaltung.

Zum Festsonntag gehörten der Festgottesdienst, ein Frühschoppen und natürlich der Umzug (mit den Kapellen aus Enzberg, Göbrichen, Bilfingen, Horrheim, Oberderdingen, Ölbronn) und das obligate Nachmittagskonzert. Das Kinderfest am Montag mit Umzug kam bei den Kleinen gut an und mit einem bunten Abend wurde ein harmonisches Jubiläumsfest abgeschlossen.

Als Neuheit führte Bruno Gießer 1975 das Herbstkonzert ein. Hier ein Blick auf das damalige Programm: Gruß aus Los Angeles, Vom Egerland zum Moldaustrand, Ensenade, High Live, Der alte Dessauer – mit einem Trompetensolo des Dirigenten, Schiff Ahoi, Über den Wellen.

Die Vorstandschaft im Jubiläumsjahr 1975

1. Vorsitzender
2. Vorsitzender
Schriftführer
Kassier
Instrumentenverwalter
Notenverwalter
Aktive Beisitzer

Passive Beisitzer
MUSIKALISCHE LEITUNG
EHRENVORSITZENDER
EHRENMITGLIEDER
aktiv

passiv

Herbert Müller
Anton Scheuermann
Kurt Gäbel
Arthur Epple
Jürgen Müller
Heini Krauß
Wilhelm Frick, Helmut Krauß,
Anton Schwarz, Horst Steinhilper
Erich Krauß, Wolfgang Jawarowsky
Musikdirektor Bruno Gießer
Karl Müller
Wilhelm Frick, Adolf Haug
Emil Haug, Heini Krauß
Herbert Müller, Anton Schwarz
Hermann Epple, Erwin Frick
Rudolf Frick, Gottlob Gentner,
Gustav Glöckler, Helmut Hagmaier,
Hermann Hagmaier, Paul Henning,
Eberhardt Müller, Richard Nonnen-
mann, Josef Pohl, Erich Roller,
Heinz Roller, Andreas Sibilski,
Rolf Schaub, Albert Schwab,
Wilhelm Schwab, Ferdinand Schwarz,
Erich Schuler, Hermann Stocker,
Otto Veigel, Fritz Zimmermann,
Hans Hübscher

Folgende Gründungsmitglieder durften unser Jubiläum (1975) miterleben:

  • Eberhard Müller (ehern. aktiv)
  • Karl Müller (aktiv)
  • Otto Frick (ehern. aktiv)
  • Gottlob Gentner (passiv)
  • August Gauß (ehern. aktiv)
  • Karl Notter (ehern. aktiv)
  • Richard Nonnenmann (passiv)
  • Hermann Stocker (ehern. aktiv)
  • Rudolf Frick (passiv)
  • Adolf Wehrle (passiv)