Auszüge aus der ehemaligen Festchronik zum 50-jährigen Bestehen des Musikvereins Freudenstein bzw. dem 75-jährigen Bestehen der Kapelle

Nach der Auflösung zeigte sich, daß trotzdem noch der Wunsch bestand, eine ortseigene Kapelle zu haben. Diese sollte sich nach Möglichkeit nur aus Ortsansässigen zusammensetzen.
Der Wille zur Gründung einer neuen Kapelle war also vorhanden, doch es ergaben sich Schwierigkeiten finanzieller Art, da man an die Beschaffung von Musikinstrumenten und Notenmaterial gehen mußte. Um dieser Schwierigkeiten Herr zu werden, entschloß man sich, die Kapelle im Rahmen eines Musikvereins neu entstehen zu lassen.
Am 16. August 1925 fanden sich im Gasthaus zur Linde einige junge Leute
zwecks Gründung des Musikvereins zusammen. Zu dieser Zusammenkunft war auch Herr Musikdirigent G. Haug aus Schmie geladen, da er als eventueller Dirigent in Aussicht genommen war. Zu dieser Gründungsversammlung waren erschienen:
Eberhard Müller
Karl Müller
Richard Kochendörfer
Albert Lieb
Paul Krauß
Gustav Burkhardt
Hermann Schwab
Karl Notter
August Gauß
Otto Frick
Karl Burkhardt
Richard Nonnenmann
„D’r Ranza ghört Euch verschlagen, was brauchet ihr a Musich.“
Bei den Versammelten war zwar die Hoffnung auf das Gelingen ihres Vorhabens nicht sehr groß, doch hatten sie den festen Willen, eine neue Kapelle zu schaffen und in diesem Vorhaben wurden sie von Herrn G. Haug kräftig unterstützt. Es galt zuerst einmal, aus dem Nichts die nötigen Instrumente zu beschaffen. Dazu war jedoch Geld nötig und dieses war vorerst nicht vorhanden. Aus diesem Grunde verlief die erste Zusammenkunft auch ergebnislos. Eine zweite Zusammenkunft
fand am 22. August 1925 statt. Bei dieser Gelegenheit ging man bereits
daran, die Vorstandschaft zu wählen.
Gewählt wurden:
zum 1. Vorstand:
zum 2. Vorstand:
zum Schriftführer:
zum Kassier:
als Ausschußmitglieder:
Karl Burkhardt
Eberhard Müller
Richard Kochendörfer
Karl Müller
Gustav Burkhardt
Karl Stocker Paul Krauß
Von den Mitbegründern des Vereins, die in dieser Versammlung anwesend waren, wären zu nennen:
Burkhardt, Ernst
Müller, Albert
Schmid, Paul
Frick, Otto
Schwab, Hermann
Gentner, Gottlob
Lieb, Albert
Roller, Fritz
Gauß, August
Notter, Karl
Lieb, Hermann
Hauf, Eugen
Nonnenmann, Richard
Roller, Otto
Burkhardt, Wilhelm
Roller, Ernst
Krauß, Fritz
Krauß, Karl
Stocker, Hermann
Frick, Rudolf
Wehrle, Adolf
Kochendörfer, Eugen
Burkhard, Richard
Schaßberger, Otto
In dieser eigentlichen Gründungsversammlung wurde beschlossen, zwecks Anschaffung von Instrumenten eine Haussammlung durchzuführen. Diese ergab den stattlichen Betrag von 95,95 Mark, brachte aber den Sammlern auch in verschiedenen Häusern mandl nettes Kosewort ein, z. B.: „D’r Ranza ghört Euch verschlagen, was brauchet ihr a Musich.“ Gott sei Dank kamen die Sammler mit dem Schrecken da von.
Im November des Gründungsjahres hatte der Verein bereits seine eigenen Instrumente, welche von der Firma Voit, Marktneukirchen in Sachsen, auf Ratenzahlung geliefert wurden. Sämtliche Einnahmen des Vereins wurden ausschließlich zur Bezahlung der Raten verwendet. Unter der Anleitung von Herrn Haug ging nun die Kapelle daran, sich mit den Instrumenten und Noten vertraut zu machen.
Es spielten damals:

Aktive Mitglieder (Gründung) – von links nach rechts stehend: Otto Frick, Fritz Roller, Paul Krauß, Karl Burkhardt, Dirigent Gustav Haug, Karl Notter, Hermann Schwab, Eberhardt Müller, Wilhelm Burkhardt – sitzend: August Gauß, Karl Müller, Gustav Burkhardt, Hermann Stocker, Richard Kochendörfer.
Bei der Gründungsfeier am 15. November 1925 mußte allerdings noch der Musikverein Maulbronn spielen. Zum ersten Mal trat unsere Kapelle bei der Weihnachtsfeier 1925 in der Offentlichkeit auf. Die Leistungen waren zwar noch nicht hervorragend, doch fanden die vier Tänze, die die Kapelle damals beherrschte, allgemeinen Beifall.
Dieser Beifall gab den jungen Musikern neuen Mut und mit um so größerem Eifer gingen sie daran, sich weiter zu vervollkommnen. Am 26. Mai 1926 hielt der Musikverein sein erstes Waldfest am Gänsbuckel ab, bei dem die Kapelle zum 2. Male an die Offentlichkeit trat, diesmal mit noch größerem Erfolg. Es folgten Jahre der Arbeit, aber auch Stunden der Freude und des gemütlichen Beisammenseins. Die Mitgliederzahl wuchs, die finanzielle Lage des Vereins besserte sich im Laufe der Zeit und bald war der Verein, der anfangs auch Ablehnung gefunden hatte, nicht mehr aus dem Ortsleben wegzudenken.
Selbstverständlich waren dem Verein nicht nur schöne Stunden und erfreuliche Zeiten beschieden, sondern er machte auch so manche Krise durch. Besonders die Jahre 1928 und 1929 brachten manche Unannehmlichkeiten mit sich, die sich hemmend auf seine Entwicklung auswirkten. Erschüttern aber konnten diese Zwischenfälle das Gefüge des Vereins nicht mehr. Im Gegenteil: Die Mitgliederzahl stieg weiter an und im Jahre 1930 zählte der Verein bereits 32 Mitglieder. Seine Stellung im Ortsleben hatte sich auch weiter gefestigt und sein Wirken hatte sich
immer enger mit dem Ortsleben verknüpft. Ob im Orte eine Hochzeit oder Silberhochzeit gefeiert wurde, ein neuer Lehrer einzog, ein frohes Fest abgehalten wurde oder einer der Mitbegründer seinen letzten Gang zum Friedhof antrat, überall war der Verein dabei und die Kapelle begleitete diese Geschehnisse bald mit ernsten, bald mit heiteren Weisen.
Das Jahr 1933 …
Das Jahr 1933 mit seinen Veränderungen im gesamten Leben des deutschen Volkes ging auch am Musikverein nicht spurlos vorüber.
Am 24. November 1933 kam es zur Gleichschaltung, doch an seinem inneren
Leben änderte dies so gut wie nichts. Nach wie vor wurde auch in den folgenden Jahren eifrig und intensiv Musik betrieben.
Der Ausbruch des II. Weltkrieges im Jahre 1939 versetzte unserem Verein einen empfindlichen Schlag. War schon in den letzten Jahren vorher infolge des vielen Dienstes in den verschiedenen Organisationen ein geregelter Betrieb nur schwer aufrecht zu erhalten gewesen, so wurde nun ein Mitglied nach dem anderen zum Kriegsdienst eingezogen und der Musikbetrieb schlief nach und nach ganz ein.
Dann tobte der furchtbare Krieg …
Als dann im Frühjahr 1945 das Völkermorden zu Ende ging, hatte auch der Verein seine Opfer an Blut gebracht. Aus dem Kriege kehrten nicht mehr zurück die aktiven Mitglieder:
- Albert Müller
- Erwin Leicht
- Ernst Müller
- Wilhelm Nonnenmann
Vermißt ist heute noch Gustav Krauß.
Es dauerte ein ganzes Jahr, bis nach Beendigung des Krieges sich in dem Verein neues Leben zu regen begann. Im Frühjahr 1946 erfolgte die öffentliche Aufforderung, sämtliche Vereine neu registrieren zu lassen, da sonst deren Vermögen eingezogen würde.
Otto Veigel und Richard Nonnenmann übernahmen freiwillig die Aufgabe, den Verein beim Landratsamt neu registrieren zu lassen und Otto Veigel wurde als politisch Unbelasteter Vorstand des neubelebten Musikvereins Freudenstein im Januar des Jahres 1947. Der äußere Rahmen war jetzt wieder vorhanden, doch nun hieß es daran gehen, die innere Organisation durchzuführen, die alten Mitglieder neu zu erfassen, neue zu werben, Instrumente instand zu setzen, die neuen Musiker zu schulen und neues Notenmaterial zu beschaffen.
Wirklich keine kleine Aufgabe!
Daß die Instrumente während des Einmarsches fremder Truppen dem Verein erhalten blieben, ist Frau Babette Roller zu verdanken. Die Besatzungsmacht verlangte unter Androhung harter Strafen die Ablieferung sämtlicher Musikinstrumente.
Frau Roller hielt die Instrumente versteckt und lieferte sie nicht ab. Für diese mutige Tat bleibt ihr der Verein noch über ihren Tod hinaus zu Dank verpflichtet.
„Diese erste Probe war sehr gut besucht, doch ließ die Begeisterung sehr bald nach, als die Jungen Musiker merkten, daß die Instrumente nicht allein spielten und daß Arbeit und Ausdauer dazugehören, um ein brauchbarer Musiker zu werden.“
– 28. Dezember 1946
Auf die Mitgliederwerbung meldeten sich 12 junge Leute, die mit großer Begeisterung an die Sache herangirigen. Am 28. Dezember 1946 fand die erste Musikprobe nach dem Kriege unter der Leitung des altbewährten Dirigenten Gustav Haug statt. „Diese erste Probe war sehr gut besucht, doch ließ die Begeisterung sehr bald nach, als die Jungen Musiker merkten, daß die Instrumente nicht allein spielten und daß Arbeit und Ausdauer dazugehören, um ein brauchbarer Musiker zu werden.“ Trotzdem ergab die Generalversammlung am 25. Februar 1947 einen Mitgliederstand von:
– 17 erfaßten alten Mitgliedern und
– 13 neu aufgenommenen Mitgliedern
zusammen 30 Mitgliedern.
Auch die Arbeit im Verein ging hurtig voran und am 28. September 1947 konnte bereits das erste Platzkonzert auf der Brücke beim Rathaus abgehalten werden.
Kurz vorher hatte der Verein einen empfindlichen Verlust erlitten. Am 2. September 1947 verstarb nämlich sein bewährter Dirigent Gustav Haug (seine Brüder Adolf und Emil spielen heute noch mit*1) aus Schmie, der die Kapelle durch lange Jahre geleitet und dadurch mitgeholfen hatte, sie zu dem zu machen, was sie damals war. An seine Stelle trat sein Neffe Willi Haug, der sich nach besten Kräften bemühte, seinen Onkel zu ersetzen.
Als durch die Währungsreform die finanzielle Lage des Vereins vollkommen zerrüttet wurde und man fast nicht mehr in der Lage war, die Mittel zur Bezahlung des Dirigenten aufzubringen, entschloß man sich am 18. Juli 1948, den alten Vereinsangehörigen Karl Müller, der einige Wochen vorher aus der Gefangenschaft heimgekehrt war, zum Vorstand des Vereins und zum Dirigenten der Kapelle zu wählen.
Fußnoten:
- Zum Zeitpunkt der Festschrift im Jahre 1975 ↩︎